Paris: Das „Disneyland Hotel“ entführt Sie in eine royale Welt - WELT (2024)

Sie tragen goldene Uniformen, glitzernde Schuhe, Haarreifen mit schwarz-weißen Federn und halten dekorative Federwedel in der Hand, mit der sie das Geländer der Empore über der Hotellobby zu putzen scheinen. Ganz normales Housekeeping? Plötzlich ertönt „Be Our Guest“ aus dem Film „Die Schöne und das Biest“, die staubwedelnde Truppe beginnt zu tanzen – und ist danach so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht ist.

Es sind Szenen wie diese, die man in dem gerade neu eröffneten „Disneyland Hotel“ direkt am Eingang des Disneyland-Parks in Paris andauernd erleben kann. Da wird man nicht etwa schnöde eingecheckt, sondern von einem „Royal Greeter“ angemessen begrüßt, erhält ein persönliches Märchenbuch, da dreht sich Cinderella vor dem Kamin, da spielt „La Troupe Royal“, ein Comedy-Duo, ein interaktives Märchen in der Lobby.

„Wir bieten das immersivste Hotel-Erlebnis auf Fünf-Sterne-Niveau“ – so erklärt Xavier Louyot, Produktdirektor der Disneyland-Hotels in Paris, das neue Konzept, das sich um alle royalen Hoheiten aus der Disney-Welt dreht. „Dafür haben wir auch sogenannte Story-Keeper eingestellt und speziell ausgebildet, damit sie jede Einzelheit im Hotel kennen, alle royalen Geschichten erzählen können, bis zu den Details in den Tapeten.“

Man kann sie in der Lobby treffen oder beim Concierge Führungen buchen. Dass sie den Gästen auf allen Ebenen das Eintauchen in Märchen und die royale Disney-Welt möglich machen, das sei das große Alleinstellungsmerkmal des Hotels, sagt Louyot.

Ein Prestige-Projekt für Disneyland Paris

Anfang Februar feierte man in Disneyland Paris die Neueröffnung des ikonischen Hotels – rund vier Jahre lang dauerten Renovierung und Umgestaltung, die vergangenen zwei Jahre war es dafür komplett geschlossen. Es sei „das größte und ambitionierteste Projekt“ für Disneyland Paris gewesen, so Präsidentin Natacha Rafalski.

Dementsprechend groß wurde die Feier begangen, mit Prominenz wie Schauspieler Lucas Bravo („Emily in Paris“) und Prinzessin Lilly zu Sayn-Wittgenstein, mit Presse und Influencern aus aller Welt. Das „Disneyland Hotel“ ist das Prestigeobjekt, das Leuchtturm-Projekt, mit dem man aus Paris endlich mal wieder für richtig positive, magische Nachrichten sorgen will.

Denn noch im vergangenen Jahr waren die Meldungen rund um den nach Besucherzahlen größten Freizeitpark Europas eher durchwachsen. Im Frühling 2023 streikten die Cast Member, wie alle Mitarbeiter in Disneysprache genannt werden, für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, die täglichen Paraden mussten abgesagt werden, Besucher verlangten Entschädigung für ihre Tickets.

Auch die Neuausrichtung der Jahreskarten im Sommer 2023 stieß bei Fans auf Missfallen, 15.000 starteten eine Petition dagegen. Der Grund: Viele Vorteile beim „Annual Pass“ wurden gestrichen, etwa Rabatt bei Hotelübernachtungen, separate Eingänge, kostenlose Gepäckaufbewahrung, Preisnachlass auf Tickets für Freunde. Vermeintliche Kleinigkeiten, doch in der Summe Grund genug, sich mit einer Jahreskarte an Disney zu binden. Der Wegfall etlicher Vorteile ärgerte viele, und auch durch saftige Preiserhöhungen (je nach Variante plus 60 bis 200 Euro) fühlten sich treue Fans brüskiert.

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Weitere Kritikpunkte: Immer wieder waren Fahrgeschäfte defekt, an vielen Kulissen blätterte die Farbe, zudem wurde der „Fast Pass“ abgeschafft, mit dem man Wartezeiten verkürzen konnte.

Familienurlaub im Hotel hat seinen Preis

Das neue, alte Hotel soll nun ein wichtiger Part auf dem Weg zu neuem, strahlenden Glitzerglanz sein, ein Hauptbaustein der „ambitionierten, resortweiten Transformation“, so Rafalski. Vor allem soll es wieder eine gute Portion „Pixie Dust“, wie es bei Disney heißt, nach Paris bringen – Feenstaub, mit dem man übrigens auch bestreut wird, wenn man die „Pixie Dust Royal Chase“, eine Art magische Schnitzeljagd, durch das Hotel mitmacht.

Zielgruppe sind vor allem Familien – wenn die bereit sind, rund 400 bis 900 Euro für die günstigste Zimmerkategorie pro Übernachtung zu bezahlen. Dafür wird immerhin einiges geboten: So finden sich etwa in der Frozen-Suite die zwei Puppen, mit denen Anna im „Eiskönigin“-Film spielt, während sie „Do you wanna build a Snowman?“ singt.

In der Dornröschen-Suite hängt das Kleid der Prinzessin im Kleiderschrank – und wechselt die Farbe, von rosa zu blau, ganz wie im Film. Und in Cinderellas Boudouir steht selbstverständlich ein Glasschuh (hier übernachtete am Eröffnungswochenende passenderweise Schuhdesigner Christian Louboutain).

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Aber auch in den 346 normalen Zimmern schläft es sich royal inspiriert: Allein sieben Kissensorten stehen zur Auswahl, Kaffeemaschine und Wasserkocher sind in großen Schmuckschatullen versteckt, die Fernseher sind als Spiegel getarnt, die richtigen Spiegel von Rapunzelhaar umrahmt. Nicht alle Zimmer verfügen über einen Blick in Richtung Park, aber viele.

Für Fans wird die Disney-Welt zur Wirklichkeit

Für all diese Details ist Sylvie Massara mit ihrem Team zuständig. Sie ist die verantwortliche künstlerische Leiterin bei Walt Disney Imagineering (eine Wortschöpfung aus Imagine und Engineering) und hat das royale Thema des Hotels entwickelt, das bewusst nicht in einer bestimmten Epoche angesiedelt ist. „Wir sind wirklich tief ins Detail gegangen“, erzählt sie und nennt einige Beispiele: „Es gibt eine spezielle Rosensorte für das Hotel, den dazu passenden Duft in der Lobby. Die Farbe der Kleidung der Mitarbeiter, die Teller, die Musik, nichts unterbricht die Geschichte, in der man sich ab Betreten des Hotels befindet.“

Erstmals hat sie beim Design auch mit Stoffen aus Glasfasergewebe gearbeitet, so können die Überdachungen der Himmelbetten leuchten und die Farbe wechseln. Einen Overkill befürchtet sie nicht – das Hotel sei bewusst für Fans gemacht, die die Disney-Fantasie in der Wirklichkeit erleben wollten, für die könne es gar nicht genug Details geben.

Es ist das zweite der sieben offiziellen Disney-Hotels in Paris, das einer Komplettrenovierung unterzogen wurde, schon 2021 wurde das „Disney Hotel New York The Art of Marvel“ neu eröffnet. Ein Jahr später folgte im Disneyland selbst der „Avengers Campus“, eine eigene Welt für alle Marvel-Fans. Im Spiderman-Simulator wirft man 4D-Spinnennetze aus, in der Pym Test Kitchen gibt es riesige Brezeln und winzig kleine Burger, ganz der Story um Ant-Man entsprechend, der seine Größe verändern kann.

Denn nicht nur in den Hotels, auch in den beiden Parks, aus denen Disneyland Paris besteht, wird und wurde ordentlich investiert. Rund 1,4 Milliarden Euro sollen es laut Magazin „Forbes“ in den vergangenen fünf Jahren gewesen sein, mit denen vor allem neue Erlebniswelten im Walt Disney Studios Park finanziert werden. Nach dem Superhelden-Campus ist es nun ein Land ganz nach dem Vorbild des Disney-Supererfolgs „Frozen“, von dem sich Fans wie das Unternehmen viel erhoffen, außerdem ein neuer See, ein Rapunzel-Fahrgeschäft, ein neues Restaurant. Einen offiziellen Eröffnungstermin für all das gibt es nicht, frühestens 2025 ist damit wohl zu rechnen.

Die Konkurrenz schläft nicht

Neue Technologien, tiefgründige Themenwelten, exklusive Erlebnisse wie im neuen Hotel: Disney will den Parkbesuchern, die immer mehr bezahlen müssen, mehr und Neues bieten. Das allabendliche Feuerwerk am Dornröschenschloss etwa wird neuerdings von einer Drohnen-Show ergänzt, die die klassische „Main Street Electrical Parade“ aus Anfangstagen des Disneylands im Himmel mit modernster Technik nachbildet.

Seit 10. Februar gibt es eine neue Tagesshow und neue Dekoration in der Main Street. Disney will mit diesem Konzept alte Fans bei Laune halten und gleichzeitig neue Zielgruppen erschließen. Ob das funktioniert, wird sich zeigen. 2022 wurde zwar mit 15,2 Millionen Gästen in beiden Parks erstmals wieder an die Vor-Corona-Besucherzahl von 2019 angeknüpft. Der Rekordwert von 2012 – 16 Millionen – ist aber noch unerreicht.

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Und die Konkurrenz schläft nicht. So hat sich NBC Universal jüngst ein Gebiet in der Nähe von London gesichert. Aktuell wird geprüft, ob sich dort ein Vergnügungspark samt Resort nach amerikanischem Vorbild lohnt – als staubwedelfreie Konkurrenz zu Disney.

An- und Abreise am besten per Zug, es gibt einen eigenen Bahnhof Marne-la-Vallée/Disneyland Paris, an dem TGV-Schnellzüge und RER-Regionalbahnen halten. Ein Doppelzimmer im „Disneyland Hotel“ kostet ab 400 Euro inkl. Parkeintritt, die günstigste Jahreskarte ist ab 289 Euro zu haben (disneylandparis.com).

Drei weitere Freizeitparks:

Efteling, Niederlande: Ob Sommer oder Winter: Der Freizeitpark in Nord-Brabant „verzaubert“ an 365 Tagen im Jahr seine Gäste in 30 aufwendig gestalteten Märchenkulissen – von A wie Aschenputtel bis Z wie Zwergenwald. Auch die sechs Achterbahnen sind ganzjährig im Betrieb. Insgesamt 36 Fahrgeschäfte verteilen sich im 72 Hektar großen Efteling.

Der Park wurde seit Eröffnung 1952 stetig ausgebaut – neben dem Märchenland gibt es vier Themenwelten. Er blieb der Zielgruppe (Familien mit Kindern bis zwölf Jahren) aber treu. Parksprache ist Niederländisch, was bei Reiter- und Wassershow und selbst im Puppentheater jedoch kaum ins Gewicht fällt. bes.

Europa-Park, Rust: Hier wird sofort geschrien. Abrupt geht es senkrecht nach oben, mit dem weltweit steilsten Einstieg von 105 Grad, dann sieben Loopings, davon einer rückwärts, und exakt 2,2 Sekunden Schwerelosigkeit kopfüber am Stück. Der Europa-Park, größter Freizeitpark Deutschlands mit mehr als 100 Fahrgeschäften, startet die neue Saison ab März mit einem neuen Nervenkitzel-Superlativ: Die 14. Achterbahn namens Voltron Nevera wird eine Luftschleudertour auf 1385 Metern. Eine Drehung heißt „Waschtrommel“, weil man genauso durchgerüttelt wird.

Dagegen ist die Katapultbahn Blue Fire mit dem höchsten Looping (38 Meter) fast gemütlich. kir

Parque Warner, Madrid: Von Prado bis Königspalast: Madrid-Urlaub kann ganz schön kulturlastig werden. Wer Abwechslung sucht, amüsiert sich im Parque Warner. In dem 150-Hektar-Park dreht sich alles um Filme von Warner Brothers, aufgeteilt in fünf Themenwelten: DC Super Heroes World feiert Batman, Superman & Co. Im Cartoon Village geht es um Trickfilmhelden wie Tom & Jerry.

Im Old West Territory steht der Wilde Westen im Mittelpunkt. Auf dem Hollywood Boulevard dreht sich alles um Kino und Glamour. Und in den Movie World Studios geht es zu wie auf einem Filmset – Schießereien und Verfolgungsjagden inklusive. SK

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Disney Deutschland. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter axelspringer.com/de/werte/downloads.